
12.10.2025
TRAVEL STORYS
So schmeckt also Gastfreundschaft
Die Türkei lässt uns dankbar zurück. Dankbar für das Gefühl, sich in einem fremden Land willkommen zu fühlen. Immer wieder, Tag für Tag, wurde unsere Reise begleitet von freundlichen Gesichtern und Worten. Von echtem Interesse – und von vielen Einladungen zum Tee.



Diese Teekultur gefiel uns allgemein sehr gut. Nicht mal der Tee selbst, sondern der Gedanke dahinter. Denn er ermöglicht Teilhabe. Er kann von allen getrunken werden, von Kindern, von Müttern, egal ob schwanger oder stillend, von kranken Menschen. Das, was in vielen anderen Ländern das gemütliche Bier ist, ist hier der Tee. Verbindend, gemeinsam wärmend. Einfach in der Zubereitung und so ermöglicht er auch Menschen mit geringen finanziellen Mitteln Teilhabe. Das fanden wir schön.
Auch Mustafa hätte uns gerne auf ein Glas Cay eingeladen, aber wir trafen ihn während seiner Schicht in der städtischen Versorgung. Einen Tag nach Eid Mubarak, dem großen Feiertag der Muslime, kümmerte er sich darum, dass die Stadt wieder hübsch und vorzeigbar ist.
Er setzte sich zu uns, als wir gerade mit dem Frühstück fertig waren, und bot uns eine Kippe an. Wir lehnten dankend ab. Wir kamen ins Gespräch, wie immer mit Hilfe von Google Translate, aber das tat der Gesprächsqualität keinen Abbruch.
Erst ein bisschen Small Talk, woher wir kommen, das Übliche, was wir in der Türkei schon alles gesehen hatten, mal wieder die Erkenntnis, wie glücklich wir uns schätzen können, oft so viel mehr von den Ländern sehen zu können als deren eigene Bewohner:innen.



Wir kommen auch auf seine Arbeit zu sprechen. Er erzählt uns davon, wie wichtig er es findet, dass eine Stadt sauber aussieht, und davon, dass ihm oft abwertend „Müllmann“ hinterhergerufen wird. Wir sprechen über den vielen Müll in der Türkei und dass den Menschen das Bewusstsein dafür fehlt und sie achtlos den Müll auf Straßen und in die Natur werfen.
Er glaubt daran, dass sich das eines Tages ändern wird, weil Allah es so will.
Wir kommen auch auf den Klimawandel zu sprechen. Wir sprechen über unsere Gärten. Er über seinen in der Türkei, ich über den meiner Oma in Deutschland. Beide haben eins gemeinsam: zu wenig Wasser. Es ist oft sehr heiß und es muss viel gegossen werden. Auch Schnee gibt es immer weniger. Auch da können wir nur zustimmend nicken.
Ich frage ihn, wie die Wahrnehmung des Klimawandels in der Türkei so sei. Er meint, vielen Menschen ist es bewusst, sie spüren es jeden Tag. Er erzählt von einem neuen nationalen Klimaschutzgesetz, das wohl vor kurzem verabschiedet wurde, und meint erneut, es wird gut werden, weil Allah es so will.



Wir sprechen noch eine ganze Weile über seine Träume, die Türkei selbst mit einem Camper zu erkunden in der Rente. Er erzählt von dem großen religiösen Fest und seiner Familie. Wir werden mehrmals zu ihm nach Hause eingeladen. Nach einer Stunde verabschiedet er sich: „Die Arbeit ruft.“ Die Kippenstummel lässt er liegen. Wir schauen uns kurz an. Da kommt er zurückgelaufen, sammelt sie ein, lacht und sagt etwas, was klingt wie: „Ups, die hab ich wohl vergessen.“